überBrücken
Ausstellung und Aktionstage der Projektgruppe Kunst am Strom

 
     
 

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fließtexte 03.09.2007


c h a r o n s s h a d o w s von Wilhelm Adam mit T O M 11 A S

Wenn ich’s genau betrachte, so gibt es doch viel zu entdecken. Wenn ich’s genau betrachte, so betrachte ich mich, die Menschen, die Seelen. Ich höre die Seelen in den wiederkehrenden Tönen. Ist das Musik? Ist es die Musik der Seelen? Ich denke, ja. Aber warum sind diese Seelen schwarz? Warum sind sie alle gleich? Eines steht fest, sie sind nicht gleich, wenn sie auf Erden wandeln. Doch sie sind vielleicht alle wieder gleich, wenn sie zurück gehen in ihre Heimat - dort, wo sie hergekommen sind.

Wenn ich’s genau betrachte, sehen sie aus wie Maschinen. Sind es Klone? Oh, nein, das ist nur der erste Eindruck. Der erste Eindruck täuscht immer. Wir sind keine Nummern, doch der Mensch macht den Menschen zur Nummer. Er hängt ihm einen Stern an und sagt: Du bist der Jude Nr. soundso. Er hängt ihm ein Hakenkreuz an und sagt: Du bist unser „erster“ Offizier. Du bist der „zweite“ Offizier.

Wenn ich’s genau betrachte: Ja, da ist er nun. Der zweite Eindruck. Beim ersten Eindruck fiel mir eine persönliche Geschichte ein. Auch nicht schlecht. Ein Dialog entwickelte sich, der noch lustig war. Folgendermaßen: „Siehst Du, mein Sohn, da kommen die vielen Chinesen her.“ Frage: Kommen sie aus der Maschine oder kommen sie über den Fluss gefahren?“ Antwort: „Beides, mein Sohn. Beides.“

Wenn ich’s genau betrachte, ist da nun aber der zweite Eindruck. Nicht so sehr lustig. Aber vielleicht später wieder. Auf der anderen Seite. Ich sehe Hakenkreuz, Stern, Halbmond, Hammer u. Sichel, Kreuz. Symbole, auf die ich noch zurückkommen werde. Ich sehe Seelen, Schatten, Seelenschatten. Ob sie am Ziel ihrer Reise wohl alle gleich sind? Welches Gepäck kann man mitnehmen?

Wenn ich’s genau betrachte, frage ich mich: Nimmt man auch seine bösen Taten mit, ebenso wie die guten? Gibt’s das überhaupt, böse und gut? Schlimm schlimm, für manche Zeitgenossen: ihren materiellen Reichtum können sie ja wohl nicht mitnehmen!

Wenn ich’s genau betrachte: Spielt das dann alles überhaupt noch eine Rolle, was man mitnimmt? Spielt es nicht vielmehr eine Rolle, wie die Seele dann später aussieht? Ob sie nun anders ist? Ob sie vielleicht sogar etwas gelernt hatte? Musste die überhaupt lernen oder war sie aus einem anderen Grund hier?

Wenn ich’s genau betrachte, frage ich mich: Was geschieht denn danach? Auf der anderen Seite? Ach ja, und all’ die Symbole, auf die ich noch zurückkommen wollte. Wieso hatte der ein christliches Kreuz und der andere ein Hakenkreuz?

Wenn ich’s genau betrachte, wenn ich’s genau betrachte … Was für ein Symbol habe ich - und warum? - Ich glaube, es gibt zu viele Warums.

Wenn ich’s genau betrachte, sind Namen u. Symbole Schall und Rauch. Sie gehen alle irgendwann in Schall und Rauch auf. - Aber ich glaube nicht, dass ein Engel dann auf der anderen Seite schwarz aussieht oder schwarze Flügel hat. Es ist wohl eher bunt und schön, in schillernden Farben. Es ist die Zeit, wo es dann auch wieder anfängt, lustig zu werden. Aber sicher nicht für alle. Ich denke, einige müssen noch mal zurückgehen, um sich zu entschuldigen. Andere wiederum, um Vergeben zu lernen. Ja, ja, so ist das. Opfer und Täter ist doch jeder mal gewesen.

Wenn ich’s genau betrachte, werden sie wohl am Ende der Zeiten alle schöne weiße Flügel haben und schillernde Wesen sein.
Ein schöner Gedanke. Dabei belassen wir’s erst mal.

© Gabriele Textor

 

Verloren, Dunkel auf dem Weg
unerfüllte Seelen.
Ungeklärte Dinge schweben durch
den Raum der Zeit.
Harte kantige Gedanken binden,
lassen nicht los.
Blau die Hoffnung, unerreichbar.
Töne zerren an den Seelen.
Die Startsequenz die nicht endet.
Das Boot fährt im Kreis und hat kein Ziel.
Das Steuerruder ist gebrochen.
Keine Hoffnung auf Erlösung.
Ein Kreislauf des Leidens derjenigen
die Leid schufen.
Charon der Fährmeister ist gnadenlos
gerecht.

© H. L.

 

Schwarze Gummimänner
eingefangen in Holzgerüsten
warten während Sägen kreischen
auf die Überfahrt.

Das Ruder ist kaputt geflickt!
Das Schiff ist eine Attrappe!

Ein herzliches Loch in der Brust,
ist doch alles vergebens.

© Reimar Kanis

 

Warum - seid ihr so bedrückt, ist es der Schmerz des Vergangenen - oder der Schmerz vor dem was kommt, warum - schreit ihr so.
Ist es ein Hilferuf oder ein Wachrütteln?
Wo steuert ihr hin?
Warum seid ihr eingesperrt. Ist das Eure Pein?
Wollt Ihr mir sagen, dass das was war wieder kommt? Wohin wird es uns führen, in unsere Verderbnis, die Ihr - hinter Euch habt? Wollt Ihr hinaussteuern, alles hinter Euch lassen, endlich die Qual aus Euren Seelen lassen, wieder frei sein? Ihr - könnt nicht hinaus, der Schmerz ist zu groß, zu gewaltig - Ihr könnt nicht loslassen. Weil es wieder kommt. Es wird eine Irrfahrt bleiben auf den Wellen des Lebens, denn es ist überall. Ihr Ruder bewegt euch fort und kommt nicht voran. Ihr wollt uns warnen vor unseren eigenen schwarzen Tiefen - um sie nicht Macht über uns gewinnen zu lassen… über uns gewinnen zu lassen.
Die Dunkelheit ist so erdrückend, dass sie irgendwann herausbricht. Lasst es nicht geschehen. Eure Pein, Eure dunkle Macht, Eure Qual schreit es heraus. Ihr wollt endlich loskommen. Wir - sollen euch dabei helfen? Wie das. Nur Wir zusammen können es aufhalten, Euch Euren Frieden geben jeden Tag ein wenig mehr - indem wir Licht in die Dunkelheit bringen. Indem wir Musik und Liebe um uns tragen. Nur so? Wir sollen es versuchen! Können wir es? Ja wenn endlich Ruhe einkehrt.

© G. S.

 
     
 
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